Unter Lungenkrebs versteht man allgemein eine Entartung des Gewebes in verschiedenen Bereichen der Lunge. Dazu gehört nicht nur das Bronchialkarzinom (Krebs des eigentlichen Lungengewebes), sondern auch sehr seltene Krebserkrankungen wie das Mesotheliom (Krebs des Lungenfells). Es gibt verschiedene Arten von Bronchialkarzinomen. Besonders bösartig ist das so genannte kleinzellige Lungenkarzinom, das sehr schnell wächst und sich schnell im Körper ausbreitet. Die nicht-kleinzelligen Lungenkarzinome – dazu gehören das so genannte Plattenepithelkarzinom, das Adenokarzinom und das großzellige Karzinom – wachsen langsamer und haben deshalb insgesamt eine bessere Prognose.

Nach Angaben des Robert Koch-Institutes erkranken in Deutschland pro Jahr über 46.000 Menschen an Lungenkrebs. Bei Männern und Frauen ist Lungenkrebs die dritthäufigste Krebserkrankung. Das Durchschnittsalter bei der Diagnosestellung liegt bei etwa 68 Jahren. Lungenkrebs ist selten heilbar und stellt bei Männern die häufigste, bei Frauen die dritthäufigste krebsbedingte Todesursache dar. Die Zahl der Todesfälle nimmt bei Frauen weiter zu, während sie bei Männern leicht zurückgeht.

Das sehr seltene Mesotheliom wird vor allem durch Asbest verursacht. Schätzungen gehen davon aus, dass 500.000 bis 1.000.000 Arbeitnehmer in Deutschland einen asbestgefährdeten Arbeitsplatz haben. Da diese Tumorart erst nach etwa 15 bis 50 Jahren entsteht, wird mit einem Erkrankungsgipfel um das Jahr 2020 gerechnet.

 

Ursache:

  • Das Inhalieren von Zigarettenrauch ist bei Männern für 90, bei Frauen für 60 Prozent aller Bronchialkarzinome verantwortlich.
  • Passivrauchen führt zu einem um 20 bis 30 Prozent erhöhten Lungenkrebsrisiko. 80 Prozent der Nichtraucher haben täglich Kontakt mit Tabakrauch. Mit zunehmender Expositionsdauer steigt das Risiko an.
  • Eine hohe Schadstoffbelastung der Luft kann das Lungenkrebsrisiko etwas erhöhen (1,5-fach). Der wichtigste Faktor scheint der Dieselruß zu sein. Insbesondere bei Rauchern führt es zu einem erhöhten Lungenkrebsrisiko.
  • Familiäre Belastung: Personen, bei denen ein Elternteil an einem Bronchialkarzinom erkrankt sind, haben ein zwei- bis dreifach erhöhtes Lungenkrebsrisiko.
  • Arbeitsstoffe wie Asbest verursachen Lungenkrebs und Lungenfellkrebs (Mesothliome).
  • Lungennarben erhöhen das Lungenkrebsrisiko ebenfalls; sie entstehen beispielsweise als Folge einer Tuberkuloseerkrankung oder nach Operationen.

 

Diagnose:

Besteht der Verdacht auf Lungenkrebs, wird der Arzt zunächst eine Röntgenuntersuchung der Lunge durchführen, meist gefolgt von einer Computertomografie (CT). Außerdem wird der Hustenauswurf (Sputum) auf Krebszellen untersucht. Mit Hilfe einer Blutuntersuchung lassen sich sogenannte Tumormarker bestimmen. Die Erhöhung bestimmter Marker kann ein Hinweis auf ein Bronchialkarzinom sein. Erhärtet sich durch diese Untersuchungen der Verdacht auf Lungenkrebs, wird zusätzlich eine Bronchoskopie (Lungenspiegelung, endoskopische Untersuchung der Bronchien) durchgeführt. Dabei werden manchmal Gewebeproben (Biopsien) und Zellmaterialien entnommen. Eine Analyse der Proben hilft, die Diagnose zu sichern. Nur Tumore, die nah am Bronchialsystem wachsen, lassen sich mittels einer Bronchoskopie nachweisen.

 

Behandlung:

Im Frühstadium der Erkrankung gibt es meist keine typischen Symptome. Husten ist zwar ein wichtiges Signal, kann aber auch auf andere Krankheiten hindeuten, beispielsweise eine chronische Bronchitis. Lungenkrebs wird oft erst festgestellt, wenn der Husten trotz einer Behandlung mit Antibiotika hartnäckig bleibt oder Blutbeimengungen im Auswurf entdeckt werden. Nur ein kleiner Teil der Lungenkrebsfälle wird zufällig im Rahmen einer Routineuntersuchung der Lunge entdeckt. Das Aushusten von Blut ist bereits ein Spätsymptom. Weitere uncharakteristische Beschwerden sind:

  • Appetitlosigkeit, Müdigkeit, Gewichtsverlust, Atemnot oder andauernd leicht erhöhte Körpertemperatur;
  • Lungenentzündungen, die nicht auf die Behandlung ansprechen (sogenannte therapieresistente Lungenentzündungen) können bei Menschen über 40 Jahren auf Lungenkrebs deuten;
  • Lähmungen oder starke Schmerzen sowie ein allgemeiner Kräfteverlust;
  • Langwierige, länger als drei Wochen dauernde Hustenattacken: Diese treten überwiegend bei Rauchern auf, bei denen Lungenmedikamente oft schlechter wirken;
  • Es gibt auch Beschwerden, die für Lungenerkrankungen untypisch sind, beispielsweise Gehirn- oder Rückenmarksentzündungen. Diese Symptome werden durch eine hormonale Aktivität des Tumors verursacht (paraneoplastische Syndrome).

Die Therapie von Lungenkrebs hängt davon ab, welche Krebsart vorliegt (nicht-kleinzellig oder kleinzellig) und wie weit der Tumor sich schon ausgebreitet hat. Bei der Behandlung nicht-kleinzelliger Lungenkarzinome stehen Operation und Strahlentherapie sowie die Chemotherapie zur Verfügung. Das kleinzellige Lungenkarzinomwächst sehr schnell und bildet schon früh Metastasen. Eine Operation ist daher meist nicht möglich. Häufig wird eine Kombination aus Chemotherapie und Strahlentherapie durchgeführt.

 

Operation:

Falls noch keine nachweisbare Aussaat der Krebszellen (Metastasten) oder nur ein tumornaher Lymphknotenbefall vorliegt, wird das Bronchialkarzinom operiert. Die Krebsgeschwulst wird zusammen mit einem Stück gesunder Lunge entfernt. In manchen Fällen folgt eine Chemotherapie im Anschluss an die Operation.

 

Chemotherapie/Strahlentherapie:

Befindet sich das Bronchialkarzinom schon in einem fortgeschrittenerem Stadium, wird es entweder durch Chemo- oder Strahlentherapie behandelt. Häufig wird eine Kombination beider Therapieformen eingesetzt (multimodale Therapie). In einigen Fällen wird diese Therapie auch vor der Operation angewendet. Die Chemotherapie kann in Form von Kapseln oder Tabletten eingenommen oder auch per Tropf oder Spritze verabreicht werden.

 

Therapie mit Antikörpern (Target-Therapie):

Bei Patienten mit fortgeschrittenem Lungenkrebs untersuchen Forscher derzeit in Studien, wie gut eine zusätzliche Therapie mit Antikörpern wirkt. Diese Antikörper blockieren die Weiterleitung von Wachstumsimpulsen ins Innere der Krebszellen. Für das nicht-kleinzellige Bronchialkarzinom ist der Antikörper Erlotinib seit Ende 2005 in Deutschland zugelassen. Eine weitere Gruppe von Antikörpern bremst das Wachstum der Blutgefäße, die den Tumor mit Blut versorgen (Angiogenesehemmer). Der Angiogenesehemmer Bevacizumab ist seit 2007 EU-weit für die Behandlung von Lungenkrebs zugelassen.

 

Mesotheliome können prinzipiell operiert werden. Meist hat sich diese Tumorart aber für eine Operation schon zu weit ausgedehnt.