Tracheotomie

Die Tracheotomie bezeichnet einen Luftröhrenschnitt. Ein solcher Eingriff wird dann durchgeführt, wenn ein Mensch über einen Zeitraum von mindestens mehreren Tagen intubiert werden muss oder Fehlbildungen bzw. Erkrankungen der oberen Atemwege oder des Kehlkopfes vorliegen. Die entstehende operativ angelegte Luftröhrenöffnung nennt man Tracheostoma.

 

Formen der Tracheotomie

Perkutane Dilatationstracheotomie (PDT)
Dabei wird die Luftröhre mit einer Hohlnadel punktiert und durch diese Nadel ein Führungsdraht in die Luftröhre (Trachea) vorgeschoben. Bronchoskopisch wird durch den liegenden Tubus die korrekte Lage des Drahtes kontrolliert und anschließend über den Führungsdraht mit Plastikdilatatoren das Punktionsloch aufgeweitet bis die Trachaealkanüle hineinpasst. Diese wird mit einem speziellen Adapter ebenfalls über den Führungsdraht geschoben, um eine Fehllage außerhalb der Trachea zu vermeiden. Die starke Kompression der Wundränder durch die Dilatation bewirkt eine effektive Blutstillung. Nach Entfernen der Trachealkanüle verschließt sich das Tracheostoma innerhalb weniger Tage von alleine, das Wiedereinführen einer Trachealkanüle ist aber oft schon nach wenigen Stunden schwierig bis unmöglich.

Perkutane Punktionstracheotomie
Dabei wird mit einem scharfen Trokar, der durch den Beatmungstubus geführt ist, die Luftröhre (Trachea) punktiert und der Trokar anschließend zurückgezogen. Der Beatmungstubus verbleibt in der Wunde und ermöglicht die Beatmung, z. B. auf einer Intensivstation. Setzt die Spontanatmung wieder ein, wird der Tubus aus der Wunde gezogen. Ein spezieller Wundverschluss ist nicht notwendig, da die Wunde nach Entfernung des Fremdkörpers kollabiert. Ein Wiedereinführen des Tubus ist dementsprechend auch schwierig bis unmöglich.

Chirurgische Tracheotomie
Dabei werden Haut und Weichteile scharf durchtrennt, die Luftröhre eröffnet und erst dann der Tubus eingelegt. Das entstehende Tracheostoma ist größer und stabiler als bei der perkutanen Punktionstracheostomie. Dadurch ist es möglich, den Tubus zu wechseln. Wird aber für längere Zeit kein Tubus eingesetzt, schrumpft das Tracheostoma und wird sich letztendlich komplett schließen.

HNO-ärztliche Tracheotomie
Dabei werden wie bei der chirurgischen Tracheotomie zunächst die Haut, das Weichteilgewebe und der Schilddrüsenisthmusdurchtrennt. Dann wird die Luftröhre aber so eingeschnitten, dass die Wand fensterartig nach vorn geklappt werden kann (Flap). An die Öffnung der Luftröhre und den Flap wird die äußere Haut so angenäht, dass es nach außen keine offene Wundfläche mehr gibt und das Tracheostoma nicht kollabiert und nur langsam schrumpft. Diese Form der Tracheotomie ist auch ohne Tubus die stabilste, entsprechend muss der Verschluss aber meist operativ erfolgen.

Tracheotomie bei Laryngektomie
Bei einer Laryngektomiewird die vom Kehlkopf abgetrennte Luftröhre dauerhaft in die Haut eingenäht. Da der Kehlkopf entfernt wird, kann der Eingriff nicht rückgängig gemacht werden. Laryngektomierte Menschen müssen eine Ersatzsprache erlernen, da sie keine Stimmbändermehr haben. Sie verlieren die Fähigkeit zu riechen und zu schmecken, da sie nicht mehr durch die Nase atmen.

 

Im Notfall:
Im Notfall wird in der Regel zunächst intubiert und dann unter kontrollierten Bedingungen tracheotomiert. Selten kommt die Koniotomie zum Einsatz: Dabei wird die Membran (Ligamentum conicum) zwischen Ringknorpelund Schildknorpel horizontal durchtrennt.

 

Folgen:
Nach einer Tracheotomie strömt die Luft nicht mehr durch die oberen Atemwege, sondern direkt in die Trachea und die Lunge.

  • Die Atemluft wird nicht mehr in der Nase befeuchtet und kommt nicht an der Riechspalte vorbei, d.h. tracheotomierte Menschen können nicht mehr riechen und daher auch nur noch eingeschränkt schmecken.
  • Die Luft strömt nicht mehr durch den Kehlkopf und tracheotomierte Menschen können nicht sprechen, außer es wird eine Sprechkanüle eingesetzt, die einen Teil des Luftstroms bei der Ausatmung in den Kehlkopf leitet:
  • Durch das Ausschalten der oberen Atemwege und der dadurch resultierenden Verringerung des Atemtotraumes wird das Atemvolumen wesentlich beeinträchtigt und das Atmen für den Patienten leichter
  • Erhöhtes Risiko für pulmonale Infekte durch
    a) Aspiration b) Ausschalten der Reinigungsfunktion der oberen Atemwege
    Erhöhte Sekretbildung durch Reizung der Trachea ausgehend von der Kanüle

 

Sprechkanüle:

Sprechkanülen aus Metall oder Kunststoff ermöglichen durch ein spezielles Loch oder Ventil das Sprechen. Wenn die vordere Öffnung durch den Ventilmechanismus verschlossen wird, wird die Ausatemluft zur Stimmerzeugung durch die Stimmritze geleitet.

 

Komplikationen:

Im Gegensatz zur Intubation kommt es bei der Tracheotomie nicht zu einer Verletzung der Stimmbänder. Es ist jedoch eine Verletzung der Stimmbandnerven, der Schilddrüseoder naheliegender Blutgefäße möglich. Postoperativ (= nach der Operation) können Komplikationen wie bei allen chirurgischen Eingriffen auftreten, zum Beispiel Infektionen im Wundbereich. Sollte es dabei zu einer Entzündung der Trachealknorpel kommen, kann sich die Luftröhre an dieser Stelle verengen. Diese Verengung kann so stark sein, dass eine operative Korrektur notwendig wird.
Bei der perkutanen Punktionstracheostomie kann es zu einer Verletzung der Speiseröhrekommen, so dass die Versorgung des betroffenen Menschen mit einer Magensonde notwendig wird, bis die Verletzung abgeheilt ist.
Insgesamt treten Komplikationen bei allen genannten Formen der Tracheotomie selten auf.