In meinem ersten Blogbeitrag zur Kommunikation haben wir uns das Eisbergmodell genauer angeschaut. Aus den Erkenntnissen haben wir gelernt, dass dieselbe Sache durch unterschiedliche Beziehungsebenen eher gelingen oder misslingen kann. Heute möchte ich dir hinsichtlich der Kommunikation in der Pflege die 5 Axiome nach Paul Watzlawick vorstellen.
Erfahre mehr und lese dir meinen neuen Blogbeitrag durch!
Man kann nicht nicht kommunizieren? Man kann nicht nicht lernen!
Wenn du dir unsere Homepage schon genauer angeschaut hast, bist du eventuell schon über unser NTR gestolpert. Dabei ist dir vielleicht der Satz „Man kann nicht nicht lernen“ bekannt vorgekommen. Er ist nämlich an Paul Watzlawicks Aussage über Kommunikation, dass man nämlich nicht nicht kommunizieren kann, angelehnt. Watzlawick hat insgesamt fünf Axiome aufgestellt. Anxiome sind allgemein anerkannte Grundregeln und müssen daher nicht bewiesen werden.
Axiom 1 – Man kann nicht nicht kommunizieren
Watzlawick sagt durch das erste Axiom, dass du in jeder Situation auf irgendeine Art und Weise kommunizierst. Du kommunizierst nicht nur durch das, was du sagst, sondern auch nonverbal über deine Körpersprache bzw. dein Verhalten. Stellt man sich nun vor, eine Pflegekraft sitzt im Stationszimmer und schaut konzentriert in ihre Pflegedokumentation, so signalisiert sie automatisch anderen Anwesenden, dass sie nicht gestört werden möchte. Ein Konflikt könnte hier so entstehen, dass jemand ein Gespräch mit der Pflegekraft anfängt, diese sich aber einfach wegdreht und weiter konzentriert in die Pflegedokumentation schaut. Gesagt hat sie nichts. Kommuniziert hat sie trotzdem, dass sie aktuell nicht reden möchte oder kann.
Axiom 2 – Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt
Watzlawick sagt hier, dass jede Kommunikation eine Sach- und Beziehungsebene enthält. Dabei hat die Beziehungsebene immer Einfluss auf die Sachebene. (Mehr hierzu findest du in meinem ersten Blogbeitrag zur Kommunikation: Das Eisbergmodell). Wenn eine Pflegefachkraft dir etwas erklärt, also einen Inhalt auf der Sachebene, den du nicht verstehst, ist deine Reaktion darauf auch abhängig davon, wie ihr euch versteht. Habt ihr ein gutes Verhältnis und ist sie dir sympathisch, so reagierst du auf denselben Inhalt positiv und freust dich über die Hilfe. Habt ihr jedoch kein gutes Verhältnis und die andere Person ist dir unsympathisch, glaubst du möglicherweise, sie ist besserwisserisch oder möchte dich sogar vor den anderen bloßstellen. Konflikte können hier offensichtlich durch eine gestörte Beziehungsebene schnell auf die reine Sachebene übertragen werden.
Axiom 3 – Kommunikation ist immer Ursache und Wirkung
Watzlawick beschreibt mit seinem dritten Axiom, dass jegliche Kommunikation immer Ursache und Wirkung zugleich ist. Alles, was du kommunizierst, ist also gleichzeitig die Ursache für eine Reaktion deines Gesprächspartners. Es hat also immer eine direkte Wirkung auf ihn. Seine Reaktion ist dann wieder die Ursache für deine Reaktion usw. Die Kommunikation hat also keinen Anfang und auch kein Ende, sondern verläuft wie ein Kreis. Laut Wazlawik könnte nun der abgebildete Kreislauf entstehen.
Stell dir nun vor, du hast einen Auszubildenen in deiner Einrichtung. Dieser Auszubildene arbeitet eher schlecht als recht. Er wirkt zurückhaltend, desinteressiert und gelangweilt bei der Arbeit mit den Patienten. Da dir wichtig ist, dass deine Patienten gut versorgt werden und du nicht möchtest, dass dein Schüler so seiner Arbeit nachgeht, stellst du ihn zur Rede und sagst ihm, dass du dir mehr Engagement von seiner Seite aus wünschst.
Auch Watzlawicks viertes Axiom ist für die Kommunikation in der Pflege von Bedeutung. Er erklärt, dass nicht nur das gesprochene Wort (digitale Kommunikation), sondern auch die nonverbalen (analog-verbale) Äußerungen etwas mitteilen. Oft wird mit den digitalen Elementen die Inhaltsebene und mit den analogen die Beziehungsebene vermittelt. Störungsfreie Kommunikation wird dann ermöglicht, wenn eine Übereinstimmung und Eindeutigkeit der verbalen und nonverbalen Kommunikation bestehen.
Ein Mitarbeiter fragt die Wohnbereichsleitung, ob er das nächste Wochenende frei haben kann. Diese lacht (analog) und sagt: „Ja, klar! (digital)“. Es existiert ein Widerspruch zwischen digitaler und analoger Kommunikation, den der Mitarbeiter nicht erkennt. Er rechnet nun fest mit einem freien Wochenende und wird sich ärgern, wenn er merkt, dass dies nicht ernst gemeint war.
Axiom 5 – Kommunikation ist symmetrisch oder komplementär
Watzlawick erklärt, dass Kommunikation symmetrisch ist, wenn beide Gesprächspartner auf Augenhöhe kommunizieren. Dabei gibt es keine Unterschiede, sondern es wird sich auf Gemeinsamkeiten konzentriert. Bei der komplementären Kommunikation dagegen, stehen die Unterschiede zwischen den beiden Gesprächspartnern im Vordergrund. Entstehen können sie beispielsweise durch unterschiedliche Stellungen im Beruf. Der Unterschied zwischen den beiden kann entweder genutzt werden, um sich optimal zu ergänzen oder es führt dazu, dass die Kommunikation misslingt, da sich ein Gesprächspartner dem anderen unterordnet.
Symmetrische oder komplementäre Kommunikation? Das gibt es auch in der Pflege!
Geht eine Wohnbereichsleitung in den Urlaub, wählt sie eine Urlaubsvertretung aus ihrem Team aus. Im Zeitraum des Urlaubs ist die Vertretung den anderen Mitarbeitern gegenüber weisungsbefugt und steht in der Hierarchie über ihnen. Wenn die Wohnbereichsleitung wieder aus dem Urlaub zurückkommt, soll die Vertretung natürlich wieder dieselbe Stellung im Team einnehmen wie vor dem Urlaub. Die Urlaubsvertretung möchte das vielleicht verhindern, da sie sich in ihrer Position sehr wohl fühlte und auch der Meinung war, dass sie die Arbeit besser ausführte als die Wohnbereichsleitung. Dadurch kann es in zukünftigen Situationen zwischen der Wohnbereichsleitung und der Vertretung zu Spannungen kommen. In einer symmetrischen Beziehung zwischen zwei gleichberechtigten Pflegekräften kann es dann zu einer gestörten Kommunikation kommen, wenn einer der beiden versucht, den Status zu verändern und eine Hierarchie zu etablieren.
Das wars zum zweiten Kommunikationsmodell
Das war der zweite Teil meiner Top 5 der Kommunikationsmodelle. Erfahre bald, wie das dritte aussieht und schau regelmäßig auf unserem Blog vorbei!
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